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Verbesserung der Luftqualität lohnt sich - für alle

OSTLUFT-Messstation Glarus • Foto: zvg

OSTLUFT • Die Luftqualität in der Ostschweiz verbessert sich seit Jahrzehnten. Dies zeigt sich vor allem beim Feinstaub und den Stickoxiden. Grossflächige Überschreitungen der aktuellen Schweizer Grenzwerte gibt es nach wie vor bei Ozon. Auch die Belastung mit Ammoniak und krebserregendem Russ ist noch zu hoch.

Die Luftqualität in der Ostschweiz hat sich 2023 gegenüber den Vorjahren wenig verändert, wie die Luftqualitätsmessungen belegen. Im OSTLUFT-Gebiet (Ostschweizer Kantone inkl. Kt. ZH und Fürstentum Liechtenstein) wurden auch 2023 die Jahresmittel-Grenzwerte für Feinstaub (PM10) an allen Standorten eingehalten. Das geht aus dem Jahresbericht 2023 hervor. Lediglich in städtischen und verkehrsexponierten Lagen wurde der Tagesmittel-Grenzwert vereinzelt überschritten. Bei der feineren Staubfraktion (PM2.5) liegen die meisten Standorte im Bereich des Jahresmittel-Grenzwertes, an siedlungsfernen Standorten etwas tiefer. Beim Stickstoffdioxid (NO2) wurde der Jahresmittel-Grenzwert, ausser an stark befahrenen Strassen, überall eingehalten. Weiterhin grossflächige Überschreitungen der Zielwerte stellt OSTLUFT bei Ozon (O3) sowie beim krebserregenden Russ aus Holzfeuerungen und dem Strassenverkehr fest. Ebenso sind die Stickstoffeinträge in empfindliche Ökosysteme, vor allem verursacht durch Ammoniak (NH3) aus der Landwirtschaft, unverändert zu hoch.

Es braucht zusätzliche Massnahmen

Die erfolgreiche Luftrheinhaltepolitik von Bund und Kantonen hat eine deutliche Verbesserung der Luftqualität während der letzten Jahrzehnte bewirkt. OSTLUFT hat eine Studie durchführen lassen, welche die Gesundheitsschäden durch Luftbelastung und entsprechende volkswirtschaftliche Kosten für die Jahre 2015 und 2022 auf Basis des aktuellen Kenntnisstandes miteinander vergleicht. Sie zeigt auf, dass sich die getroffenen Massnahmen gesundheitlich und finanziell positiv auswirken. Doch es braucht zusätzliche Anstrengungen, um die Gesundheit nach aktuellem Wissensstand zu schützen sowie den Schutzanforderungen des Umweltschutzgesetzes weiter zu entsprechen. Zu diesem Schluss kommt die Eidgenössische Kommission für Lufthygiene (EKL) in ihrem aktuellsten Bericht, welcher die Bedeutung der neuen Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 2021 für die Schweizer Immissionsgrenzwerte bewertet. Die EKL empfiehlt für einzelne Schadstoffe die Anpassung der Luftreinhalte-Verordnung unter Berücksichtigung der WHO-Richtwerte und damit eine Senkung der Immissionsgrenzwerte. Vergleicht man die aktuellen Luftbelastungen mit den empfohlenen Richtwerten, sind mindestens 82 Prozent der Bevölkerung im Ostluft-Gebiet einer gesundheitsschädlichen Luftbelastung ausgesetzt.

Studie «Luftschadstoffbedingte Gesundheitskosten»: Das Fazit für den Kanton Glarus

Für den Kanton Glarus zeigen die Messwerte 2022 im Vergleich zu 2015 eine deutlich geringere Durchschnittsbelastung der Bevölkerung mit PM2.5. Allerdings liegen fast alle Werte über dem empfohlenen neuen Grenzwert von WHO und EKL. Dies zeigt, dass weitere Anstrengungen notwendig sind, um insbesondere die vulnerablen Bevölkerungsgruppen besser zu schützen. Auch die Stickstoffdioxid-Belastung ist deutlich geringer geworden, aber 77 Prozent der Menschen im Kanton Glarus sind noch immer gesundheitsschädlichen Konzentrationen über dem WHO-Richtwert ausgesetzt.

Die Studie der Gesundheitskosten belegt, dass sich Investitionen in eine Verbesserung der Luftqualität auszahlen, finanziell und gesundheitlich. Die vermiedenen Kosten zwischen 2015 und 2022 zeigen insbesondere für PM2.5 mit 14 Millionen bzw. für Stickstoffdioxid mit 41 Millionen Franken auf, dass man aus vielerlei Gründen gut daran tut, weiter an einer Reduzierung der Schadstoffbelastung zu arbeiten.

Massnahmen schützen die Gesundheit

Dank der Verschärfung der Abgas-Grenzwerte für Motorfahrzeuge verstärkten Kontrollen hat die Luftbelastung durch Motorenabgase in den letzten Jahren deutlich abgenommen. Weitere Verbesserungen sind durch den Ersatz von fossil betriebener Fahrzeuge durch Elektrofahrzeuge zu erwarten. Die Landwirtschaft ist Hauptquelle der übermässigen Ammoniak-Belastungen. Zu deren Verringerung ist der Einsatz von emissionsmindernden Techniken beim Ausbringen und Lagern der Gülle, die in der Luftrheinhalte-Verordnung ab diesem Jahr festgeschrieben sind, ein wichtiger Schritt. Eine Herausforderung liegt auch bei den Holzfeuerungen. Der Ersatz von fossilen Heizungen durch die als klimafreundlich geltenden Holzfeuerungen bedingt zusätzliche Anstrengen für einen emissionsarmen Betrieb.

Potenzial weiter nutzen

Aufgrund des grossen Einflusses der Luftbelastung auf die Gesundheit - und der daraus resultierenden Gesundheitskosten - sind weitere Verbesserungen der Luftqualität bei allen Schadstoffen notwendig. Das Umweltschutzgesetz fordert grundsätzlich die Minimierung des Schadstoffausstosses durch die Umsetzung des bestmöglichen Standes der Technik bei allen Quellen. Einen wichtigen Beitrag kann dabei auch die Bevölkerung mit ihrem Mobilitäts- und Konsumverhalten leisten. Die erzielten Verbesserungen der Luftqualität in den letzten Jahrzehnten zeigen, dass sich der Einsatz lohnt.

Wer ist OSTLUFT?
OSTLUFT ist die gemeinsame Luftqualitätsüberwachung der Ostschweizer Kantone AI, AR, GL, SG, SH, TG und ZH, des Fürstentums Liechtenstein sowie Teilen des Kantons GR. Das OSTLUFT-Messnetz umfasst derzeit 18 kontinuierlich messende Stationen. Die Standorte sind so gewählt, dass unterschiedliche Verhältnisse wie Stadtzentrum, Stadtrand, dörfliche und ländliche Umgebung sowie verkehrsbelastete und verkehrsarme Situationen im Mittelland, in voralpinen Tälern und an erhöhten Lagen repräsentiert werden. Die detaillierten Resultate der einzelnen Messstationen sind auf der Website von OSTLUFT abrufbar

Medienkontakt (Fr. 12. Juli 2024, von 10 - 12 Uhr):

Sara Bachmann, Fachspezialistin technischer Umweltschutz Kanton Glarus: 055 646 64 74 l sara.bachmann@gl.ch
Jörg Sintermann, Stv. Geschäftsleiter OSTLUFT, Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft, 8090 Zürich: 043 259 43 73 l joerg.sintermann@bd.zh.ch
Roman Fendt, Co-Leitung Leistungszentrum Information OSTLUFT, Interkantonales Labor, 8200 Schaffhausen: 052 632 75 30 l roman.fendt@sh.ch

 

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