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Refugium für Flora und Fauna

Grasfrosch • Foto: Frank Cornelissen/iStock

Dossier Wasser • Das Chli Gäsitschachen bietet Lebensräume, die im Glarnerland sonst kaum vorkommen: sich ständig verändernde Kiesflächen, ein überschwemmter Waldabschnitt, flachmoorartige Bereiche und eine im Kanton seltene Riedwiese, charakterisiert durch spezifische, hochwüchsige Sauergräser.

DOSSIER

Ab Mitte August publizieren der neue Public Newsroom des Kanton Glarus während 14 Wochen an jedem Sonntag ein Artikel zum Thema «Wasser».

Gelbbauchunken stehen auf der Roten Liste, gehören also in der Schweiz zu den stark gefährdeten Tierarten. Umso bemerkenswerter ist es, dass sich im Chli Gäsitschachen eine grosse Population angesiedelt hat. Ihr Bestand stieg von 35 (2009) auf 101 (2012) bzw. 96 (2015). Eine Population von über 31 Tieren wird als gross bezeichnet, bei über 100 als sehr gross. 

Gelbbauchunke bei der Paarung – Bergmolch • Fotos: Thomas Reich/Creative Nature NL 

Gelbbauchunken benötigen Pioniergewässer, die im Sommer mindestens drei Monate lang Wasser führen, aber jedes Jahr austrocknen oder ausgespült werden, da so potenzielle Fressfeinde eliminiert werden. Solche dynamischen Gewässerstandorte sind selten geworden. Die Renaturierung des Chli Gäsitschachens hat dazu beigetragen, diese stark gefährdete Art nachhaltig zu fördern. 2015 konnten vier weitere, national geschützte Amphibienarten festgestellt werden: Erdkröte, Grasfrosch, Berg- und Fadenmolch. Die Populationsgrössen (ausser beim Fadenmolch) gelten als gross, was die Bedeutung des Gebiets für den Amphibienschutz zusätzlich unterstreicht. 

Ringelnatter und zwei Seerosen • Foto: Julia Stauffacher

Auch die Rote-Liste-Art Sumpfgrille und Reptilien wie Ringelnatter und Zauneidechse wurden bereits beobachtet. Zudem ist seit Kurzem der Biber eingewandert. Biber gestalten ihre Lebensräume um, indem sie Bäume fällen, Wasserläufe stauen und Burgen bauen oder Höhlen graben. Ihre Anwesenheit führt somit zu einer natürlichen Renaturierung und fördert bewiesenermassen andere Arten, die auf dynamische Lebensräume angewiesen sind.

Eine grosse Vielfalt an Pflanzenarten

In den Jahren 2010–2016 wurden in der aufgeweiteten Zone 234 verschiedene Pflanzenarten entdeckt. Eine unglaublich hohe Zahl. Im Vergleich dazu weisen traditionell genutzte Fettwiesen nur rund 30 Pflanzenarten, trockene Wiesen im Übergang zu Magerwiesen nur bis zu 40 Arten auf. Dazu kommt, dass im Gebiet Chli Gäsitschachen spezielle Pflanzenarten wachsen, die nur auf dynamischen, naturnahen Flächen vorkommen.

Verzweigter Igelkolben – Kümmelblättrige Silge – Kleines Tausengüldenkraut • Fotos: Wikipedia, Christian Fischer

Der sichtbare Erfolg bestätigte den Entscheid, die Begrünung nach der Aufwertungsmassnahme spontan und ohne Ansaat zuzulassen. Im Laufe der Jahre verteilten sich die Pflanzen zudem über immer grössere Teilgebiete. Es stellte sich rasch eine Verjüngung mit ausschliesslich auentypischen Gehölzen ein, die Verwaldung und der Bewuchs nehmen also stetig zu. 

Auch Wasserpflanzen profitieren

Eine Bestandesaufnahme der Wasserpflanzen an den Nebengräben des Linthkanals zeigte, dass auch in diesem Bereich seltene und gefährdete Arten heimisch wurden. Einige konnten von den Renaturierungsmassnahmen profitieren und wieder in die neu geschaffenen Lebensräume einwandern oder durch Samen- und Sporenbanken im Boden erneut aufkommen. Wasserpflanzen haben es generell schwer, da ihnen die Lebensräume durch Kanalisierung und Entwässerung entzogen wurden. Im Chli Gäsitschachen zeigt sich, dass Renaturierungen erstaunlich schnell zur Förderung dieser Pflanzen beitragen.

Text: Julia Stauffacher/Amt für Umwelt & Energie

 

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