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Erholungszone für Mensch und Tier

Aufweitung Chli Gäsitischachen • Foto: Markus Jud/Linthverwaltung

Dossier Wasser • Chli Gäsitschachen liegt zwischen Mollis und dem Walensee und ist ein kleines Erholungsparadies für Naturliebhaber. Seit der Renaturierung haben sich entlang des Escher-Kanals viele Tierarten neu angesiedelt.

DOSSIER

Hier publiziert der neue Public Newsroom des Kanton Glarus jeden Sonntag Artikel und Hintergründe zu einem Schwerpunkt. In den folgenden Wochen finden Sie Wissenswertes zum Thema «Wasser». 

Hochwasser sei Dank

Eigentlich verdanken die Glarner eines ihrer beliebtesten Naherholungsgebiete dem Hochwasser. Oder besser: dem Schutz davor. Denn um die Bevölkerung vor Überschwemmungen zu bewahren, baute der Ingenieur Hans Konrad Escher vor über 200 Jahren das Linthwerk mit dem Escherkanal. Ein technische Meisterleistung, gleichzeitig ein erheblicher Eingriff in die umliegende Natur. Das Sanierungsprojekt «Hochwasserschutz Linth 2000» (2008 – 2013) – ein Projekt des Linthwerks –  verfolgte deshalb von Beginn an drei Ziele: Mehr Sicherheit für die Menschen, mehr Erlebnis für Erholungssuchende und mehr Entfaltungsmöglichkeiten für die Natur. 

Renaturierung im Chli Gäsitschachen

Die Folge: Um die Linth auf einer Länge von rund 850 Metern auf knapp 100 Meter zu verbreitern, wurden sechs Hektaren Wald gerodet und der Damm zurückversetzt. Dadurch erhält das Teilstück des Flussbetts wieder seine ursprüngliche Breite wie vor der Kanalisierung durch den Ingenieur Escher. Seither gestaltet die Dynamik des geschiebehaltigen Flusslaufs Kiesbänke, Seitenarme, Untiefen und flache Uferzonen laufend neu. Hinter dem rechtseitigen Damm entstand zusätzlich eine Auenlandschaft, in deren natürlichen Ufer- und Riedvegetation es nur so von Leben wimmelt.

Für ein gutes Nebeneinander von Mensch und Tier

Im Herbst steigen vom Walensee Seeforellen zum Laichen in die Aufweitung. Ringelnattern, Gelbbauchunken und Libellen haben sich in der renaturierten Zone niedergelassen. Auf den Kiesbänken wurde vermehrt der Flussregenpfeifer beobachtet. Der kleine Vogel legt seine Eier in spärlich gepolsterte Mulden direkt zwischen die Steine – allerdings nur, wenn er sich nicht gestört fühlt. «Deshalb haben wir beschlossen, dass auf den Kiesinseln während der Brutzeit nicht gefischt werden darf», sagt Christoph Jäggi, Abteilungsleiter Jagd und Fischerei. Die Aufweitung in Chli Gäsitschachen sei nicht nur ein Gewinn für die Natur, sondern auch für die Bevölkerung, die das Gebiet gerne nutze und dabei die Veränderungen beobachten könne. «Damit das Nebeneinander von Erholungszone und Naturschutz funktionieren kann, sind wir zurzeit an der Ausarbeitung einer Schutzverordnung», so Jäggi.

Der Flussregenpfeifer legt seine Eier am liebsten auf Sandbänken zwischen Kieselsteine • Bild: Reto Oswald

In der Zwischenzeit werden Erholungssuchende gebeten, die Wege nicht zu verlassen und die Hunde an der Leine zu führen. Zudem sollten Feuer nur an offiziellen Feuerstellen entfacht werden.

Weitere punktuelle bauliche Massnahmen zur Förderung von Amphibienlebensräumen sind in Vorbereitung. Da sich der Biber hier wieder angesiedelt hat, wird er früher oder später wohl auch seinen Beitrag zur weiteren Gestaltung des Chli Gäsitschachen leisten.

Seit einiger Zeit ist auch der Biber wieder an der Linth heimisch geworden • Foto: Cristian Vela/iStock

Weitere Informationen: www.linthwerk.ch

Text: Anina Rether

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